Lebensläufe - Trostworte

der Kirchlichen Kriegschronik von Pfarrer Wilhelm Dietzfelbinger beigelegt

- Auszug -

     
 
Johann Friedrich Karl L e i b e n z e d e r  
 
     
 
 
     
 
 
     
  Johann Friedrich Karl Leibenzeder wurde am 12. Juni 1884 zu Berolzheim als der Sohn des Bahn- und Wechselwärters Gottfried Leibenzeder und dessen Ehefrau Luise, geb. Hellmann geboren; er war der jüngste von drei Geschwistern. In der Pfarrkirche St. Michael dortselbst wurde er zur heiligen Taufe getragen, wobei der Gastwirt Joh. Gg. Kirchdorfer von Eichstätt die Taufpatenstelle übernommen hatte.

Die Schule besuchte er zunächst in Berolzheim, später in Pappenheim, wohin seine Eltern übersiedelt waren. Dort zu Pappenheim wurde er auch konfirmiert und zwar im Jahre 1898. Der Lerneifer sowie die Lernfreude des Knaben veranlaßten die Eltern, diesen sodann auf die Präparandenschule auf Wassertrüdingen zur Vorbereitung auf den künftigen Lehrerberuf zu senden. Im Jahre 1902 sehen wir ihn auf dem Seminar zu Schwabach. Nach Absolvierung dieser Anstalt verbrachte er seine Praktikantenzeit in Berolzheim, um später in der Nähe dieses seines Heimatortes in Oberheumödern, Pfarrei Wettelsheim als Aushilfslehrer zu wirken. Weiterhin begegnet er uns in Ruckingen(?) und Seenheim als Schulgehilfe.

Im Herbst des Jahres 1906 trat er zur Ableistung seiner militärischen Dienstzeit als einjährig-Freiwilliger in dem zu Eichstätt in Garnison liegenden 2. Bataillon des 21. Inf. Regiments ein. Im Oktober des folgenden Jahres ward ihm die Hilfslehrerstelle zu Unterfarrnbach bei Fürth verliehen und hier war es, wo er in Sophia Hofmann, der Tochter des verstorbenen Gastwirts Fritz Hofmann und dessen Ehefrau Maria, geb. Rath, seine spätere Gattin kennenlernte, mit welcher ihn die Bande innigster Liebe verknüpften. Der Tag ihrer Trauung war der 20. September 1908. Bald darauf wurde er zum Schulverweser nach Hartmannshof bei Pommelsbrunn ernannt. Nach Verlauf von zwei Jahren wurde ihm auf Ansuchen die Schul- und Kirchendienststelle zu Oberickelsheim übertragen, woselbst den Ehegatten am 1. Oktober 1911 ihr einziges Kind Karl geboren wurde. Auch in Oberickelsheim währte ihr Aufenthalt nur kurz.

Bereits nach zwei Jahren am 1. Oktober 1913 hielt er als Lehrer und Kantor am hiesigen Ort Einzug. In der Übertragung der hiesigen Schul- und Kirchenstelle kam das besondere Vertrauen der kgl. Regierung, seiner vorgesetzten Behörde, zum Ausdruck. Die Aufgaben, die hier seiner harrten, waren nicht ganz leicht. Seiner Tatkraft und Umsicht, seinem Fleiß und seiner Berufstreue aber gelang es nicht bloß, die ihm gestellten Aufgaben voll und ganz zu lösen, sondern auch durch sein vorbildliches Verhalten binnen kurzem sich bei Jung und Alt Ansehen und Achtung zu verschaffen.

Gerne gedenken wir auch des würdigen Orgelspiels, mit dem er unsere Gottesdienste in diesem Raum begleitete. Wie er selbst einmal sagte, erblickte er in dieser Tätigkeit geradezu einen Gottesdienst. Eine glückliche Zukunft schien ihm und seiner Familie an seinem neuen Wirkungskreise beschieden, da zogen am Ausbruch des Krieges im Jahre 1914 auch für ihn düstere Wolken herauf. Von seiner Behörde für unabkömmlich erklärt, durfte er zunächst noch in der Heimat verbleiben. Am 1. Juni 1916 jedoch erfolgte seine Einberufung in der Eigenschaft als Unteroffizier der Landwehr I. Aufgebot zu dem Ersatzbataillon des 6. Res. Inf. Regiments nach Fürth. Die Nähe seiner Garnison machte es ihm möglich, auch in den folgenden Monaten wiederholt zu den Seinen zu eilen.

Bald aber kam auch für ihn der Tag, der ihn und zwar für immer den Seinen entführen sollte: der 8. Kompanie des 19. Inf. Regiments zugeteilt, rückte er am 16. September 1916 ins Feld. Er bezog zunächst eine verhältnismäßig ruhige Stellung westlich von Lille. Eine Abwechslung im Schützengrabendienste anfang dieses Jahres brachte, wenn auch nur für kurze Zeit, seine Abkommandierung als Polizeiunteroffizier zur Amtskommandantur in Haubourdin mit sich. Leider machte die Frühjahrsoffensive unserer Feinde die von ihm und seiner Familie so heiß ersehnte Urlaubsreise unmöglich. Wie gerne hätte er den Seinen für die Grüße, Liebe und Fürsorge persönlich gedankt.

Anfangs Mai verließ sein Regiment die bisherige Stellung westlich von Lille, um vor Arras im Kampfe wider die Engländer eingesetzt zu werden. Ruhmreichen Anteil nahm sein Regiment an den schweren Kämpfen, in denen die Söhne der bayerisch-fränkischen Erde den von ihnen gestürmten Ort Fresnoy behaupteten. Hier war es, wo er am 9. Mai zu Tode durch Granatschuß getroffen wurde.

Die Zeit seines Lebens beläuft sich auf 32 Jahre, 10 Monate, 27 Tage. Wie gerne wäre er auch zu seinem ihm liebgewonnenen Beruf zurückgekehrt. Mit großer Liebe hingen die Kinder unserer Schule an ihrem Lehrer, was namentlich in den zahlreichen Grüßen zum Ausdruck kam, die sie ihm ins Feld sandten. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, so hätte er am liebsten all diese Grüße auch einzeln beantwortet. Mit dem Verstorbenen ist aus unserer Mitte ein Mann geschieden, der sich durch sein auf vorbildliche Berufstreue aufgebautes Wirken in hiesiger Gemeinde ein bleibendes Denkmal gesetzt hat.

Die schwer heimgesuchte Gattin verliert in ihm den liebevollen Gatten und zugleich den treusorgenden Vater seines einzigen Söhnchens. In tiefer Trauer gedenken auch die betagten Eltern der ihnen in kindlicher Liebe zugetanen Sohnes, sowie die Geschwister in Augsburg und Berolzheim des Bruders. Uns allen, insbesondere auch seinen Berufsgenossen, die in ihm einen lieben und treuen Kollegen schätzten, wird sein Name unvergeßlich sein. Nun da er aus allem Kampf und Streit zu ewigem Sieg und Frieden eingehen durfte, liegt es an uns, ihm auf dem Wege zu dem gleichen Ziele in der Herrlichkeit des ewigen Gottes nachzufolgen:

"Wohl dem, der auf ihn trauet!
Er hat recht fest gebauet,
Und ob er hier gleich fällt,
Wird er doch dort bestehen,
Weil ihn die Allmacht selbst erhält."

Amen.

 
 
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