Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges in der Gemeinde Katterbach mit ihren Ortsteilen Altkatterbach, Kreben und Oberndorf
Dokumentation von Theod. Gg. Richert 1975
(Auszug mit geringfügigen Änderungen aus dem Originalband der Marktgemeinde Wilhermsdorf)

Teil 1
 
 

Die Kriegsjahre 1939 bis 1945

Niemand, das kann man wohl sagen, unter der Bevölkerung der Gemeinde Katterbach war vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begeistert. Jedoch von Überraschung über dessen Ausbruch konnte für den politisch Engagierten nicht die Rede gewesen sein, denn allzu deutlich und durchsichtig waren die Propagandaartikel in den letzten Sommermonaten 1939 in der gelenkten Presse und die Kommentare im „Reichsrundfunk".

Man nahm das Ereignis des Krieges mit all seinen Sorgen und Nöten, seinen Ängsten und Problemen hin, man fügte sich in der Gemeinde Katterbach in das Schicksal, das nun mal dem gesamten deutschen Volke auferlegt worden war. Freilich, hart waren die Wochen, in denen Bäuerinnen, Kinder und Greise die Ernte ohne größere Hilfe einbringen mußten. Stand doch die Einbringung der Kartoffeln und der Rüben im Herbst 1939 noch aus, als der Krieg begann. Jedoch auch dies wurde in großer Disziplin und unter Einsatz aller zur Verfügung stehender Kräfte gemeistert.

Auch daran, daß man in Neukatterbach bei Bürgermeister Lober monatlich die Lebensmittelkarten abholen mußte, daß überraschend von Bürgermeister Lober eine Viehzählung - zur Überprüfung des Bestandes - angesetzt und durchgeführt wurde, hatte man sich rasch gewöhnt und daß sich, je mehr unsere Truppen in Europa Erfolge erzielten, mehr und mehr Fremdarbeiter auf den Höfen einfanden, um Hilfsdienste zu leisten. Daran aber, daß viele Väter, Söhne, Brüder und Bräutigame in fernen Ländern als Soldaten des Reiches ihren harten Dienst verrichteten, daran konnte man sich nicht gewöhnen.

Hier wurde das Sprichwort: „Zeit heilt Wunden" Lügen gestraft. Nun, es war Krieg und dieser Krieg forderte von allen Entbehrungen. Was waren dagegen die vielen Sammlungen, die die Verbände der NSDAP durchführten für das WHW (Winterhilfswerk), für die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) oder für den „Eintopfsonntag", dem „Opferring" oder dem DVA (Deutsches Volkstum im Ausland), wenn sie auch mitunter bei dem einen oder anderen Ärger hervorriefen bzw. in einem Falle es zu Handgreiflichkeiten kommen ließen.

Wenn auch an vielen fernen Fronten deutsche Soldaten ihr Leben für ihr Vaterland einsetzten, so konnten sie nicht verhindern, daß mit der Länge des Krieges auch die Heimat vom Krieg nicht verschont blieb. Die vielen Fliegeralarme und Luftangriffe, im wesentlichen der Royal Airforces und später auch der US Luftwaffe, ließen auch die Heimat, je tiefer man in die vierziger Jahre hineingeriet, zum Kriegsgebiet werden.

Dies bedeutete auch für die Bürger der Gemeinde Katterbach: Ausbau von Luftschutzräumen, aber vielmehr noch: viele Stunden gestörter Nachtruhe und auch Momente der Angst.

Dok. Nr. 111 erzählt über diese Tage (1): „Während des Krieges wurden wir häufig durch Fliegeralarm gestört, besonders in den letzten Tagen. Das könnte darauf zurückzuführen sein, daß ein Flugplatz von Großhabersdorf über Seubersdorf, Oberreichenbach bis an die Grenzen von Kirchfarrnbach reichte. Es wurden Flugschüler ausgebildet und daher war der Flugplatz ständig von deutschen Soldaten besetzt (2). Der Fliegeralarm wurde durch eine Sirene vom Flugplatz ausgelöst. Durch rechtzeitiges Auslösen konnten sich alle Bürger in Sicherheit bringen. Von einem gewissen Alter an, (genau weiß ich es nicht mehr, war erst 11 Jahre alt) hatte jeder Bürger eine Gasmaske (3). Mein Vater war als Soldat in Rußland, meine Mutter und meine Großmutter, die diese Schreckenstage miterlebt haben, sind nicht mehr am Leben. Im Wald, der sich hinter Kreben entlangzieht, waren am Ortseingang und am Ortsausgang jeweils ein Bunker. Bürger aus Kreben hatten ein Loch ausgehoben, ca. 20 qm und 2m tief, legten darüber starke Hölzer und bedeckten es wieder mit Erde. Ein schmaler Gang diente als Ein- und Ausgang. Im Inneren des Bunkers war nur eine spärliche Holzbank, die Sitzgelegenheit bot. Der Bunker wurde meist von älteren Leuten aufgesucht, die jungen hielten sich am Waldrand auf und beobachteten, wie die Flieger die Stadt Nürnberg und die Stadt Fürth angriffen."

In der gesamten Gemeinde, so kann man heute sagen, wurden in den Tagen des beginnenden Luftkrieges Luftschutzmaßnahmen ergriffen. Bald war es ein Bunker, bald der eigene Hauskeller notdürftig abgestützt - bald aber auch ein Felsenkeller, der sich als Luftschutzraum anbot und in den fraglichen Stunden von der Bevölkerung aufgesucht wurde.

Nun, der Luftkrieg ließ sich in den kleinen Ortschaften, die ja weit entfernt von Ballungsräumen waren, leichter überleben und war deshalb nicht eine so große Belastung für die Bevölkerung wie dies zum Beispiel in Nürnberg oder Fürth, Erlangen, Schwabach und Ansbach war. Trotzdem, er zehrte an den Nerven.

Als dann 1944 im Oktober der deutsche Volkssturm gebildet wurde und auch Männer unserer Gemeinde in ihm Dienst taten und die Feinde Ende 1944 an des Reiches Grenze standen, da war es soweit, daß nur noch ein Wunder Deutschland vor dem Untergang retten konnte, denn die in der NS-Presse veröffentlichten Deutschlandpläne der Alliierten waren nicht dazu angetan, leichten Herzens zu kapitulieren und sich somit der Gnade oder Ungnade der Feinde auszuliefern.

Die Zeit war ernst, die Versorgung schlecht, obwohl unsere Landbevölkerung als „Selbstversorger" nicht so unter dem Hunger zu leiden hatte wie die Stadtbevölkerung. Trotzdem, es mangelte an vielem, dazu kam noch die Sorge um die Lieben an den Fronten im Norden, Süden, Westen und Osten des Reiches.

Als dann am 10. April 1945 die Westfront bei der 1. deutschen Armee wie folgt verlief: „Pricksenstadt (Prichsenstadt der Verf.) - Uffenheim - Niederstetten - Ingelfingen - Kocher, mit dem rechten Flügel im allgemeinen am Westrand des Steigerwaldes", der Wehrmachtsbericht vom 11. April 1945 (5): „Bei Schweinfurt hielten unsere Truppen dem starken Druck weiterhin stand. Auch östlich Würzburg und nördlich Uffenheim blieb dem Gegner größerer Bodengewinn versagt" verkündete, und man von Ferne schon das Grollen der Front vernahm, wurde es jedem Bewohner klar, daß die Tage dieses Krieges gezählt waren und man sich am besten darauf einrichte eine evtl. Besetzung durch den Feind zu überstehen. Daß dieser 1939 so leichtfertig begonnene Krieg einmal so enden würde, hatte wohl niemand in unserer Gemeinde gedacht.

 
 
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