Geschichten einer Jugend
von Dethardt Lauter
   
         
         
   
   
         
   

Vor vielen Jahren, weit weit dahinten woher die blauen Berge grüßen, liegt meine Jugend. Nur die Erinnerung, eine kostbare, süße Gabe, die mir geschenkt, lässt sie vor meinem inneren Auge neu erstehen.

Wie glücklich waren wir Kinder in dem großen Landpfarrhaus, das die Stätte dieser glücklichsten Zeit meiner Jugend war. Mein Vater war damals auf seiner zweiten Pfarre in Kirchfarrnbach in der Nähe Fürth in Bayern, mitten im Lorenzer Reichswald, umgeben von vielen Teichen, gelegen. Die erste Pfarre meines Vaters war Wetzhausen bei Königshofen im Grabfeldgau, nördlich von Haßfurt am Main, einem Dörfchen zwischen lauter Weinbergen gelegen, die einen köstlichen Tropfen lieferten. Dort wurde ich als das vierte Kind, der dritte Sohn geboren. Im Gegensatz zu meiner älteren Schwester und meinen zwei älteren Brüdern, war ich ein sehr schwächliches Kind. Die Hebamme sagte zu meiner Mutter: „Frau Pfarrer, den müssen Sie im Hause taufen, der hält den Transport zur Kirche nicht aus.“ Man zog mich dann auch mit allen möglichen Breien auf und die rohen Eier, selbst aus dem Hühnerstalle geholt, habe ich in rauen Mengen ausgetrunken. Bis zu meinem zwölften Jahre hatte ich es dann geschafft und war der stärkste in meiner Klasse.

An die Geschichten aus der Wetzhauser Zeit kann ich mich nicht erinnern, ich war erst drei Jahre alt als mein Vater nach Kirchfarrnbach übersiedelte. Die Kindergeschichten von damals weiß ich nur von den Erzählungen meiner Eltern und Geschwister. Ich gebe sie später im Einzelnen wieder.

Das Kirchfarrnbacher Pfarrhaus lebt als die schönste Stätte meiner frühen Jugend immer in meiner Erinnerung auf und all die köstlichen Bilder einer unserer so sorglosen Jugend werden wieder wach.

Wie war auch dieses Haus so schön. Es war wohl ein ehemaliges Gutshaus, das dann in katholischen Kirchenbesitz überging. Daher auch der dazu gehörige Land- und Waldbesitz den zunächst die Bauern in Pacht hatten. Vater löste die Pacht ab und wurde Pfarrer und Bauer zugleich, gerade dies war für uns Kinder ideal. Was kann es auch Schöneres geben als ein Landpfarrhaus, noch dazu eines in dem der Pfarrer mit seinen Bauern ein Herz und eine Seele ist. Vater war ein kleiner König auf seinem Sitz. In allen ihren Sorgen und Nöten kamen die Bauern von weit her zu ihm. Wenn ganz fern in einem weit abgelegenen Dorf, in einem ganz anderen Bezirk ein Bauer in irgend einer schwierigen Sache keinen Rat wusste, sagte irgend einer zu ihm: „Geh zum Kirchfarrnbacher Pfarrer, der weiß Rat.“ Schließlich nahmen diese Beratungen einen solchen Umfang an, dass Vater allmonatliche Sprechstunden einrichtete, damit er auch zu Hause war, wenn sie ankamen. Vater war in allen landwirtschaftlichen Fragen Autorität, er war viele Jahre lang Vorstand des bayerischen Imkervereins und ebenso beratendes Mitglied des bayerischen Fischzuchtverbandes. Seine Spiegelkarpfen waren im ganzen Lande berühmt. Wenn unsere Teiche im Herbste abgelassen wurden, war es wie bei einem großen Fischmarkt, die Bauern kamen von weit her angefahren und kauften die Brut und die Setzlinge, kleinere Fische, die überwintert und im Frühjahr wieder in die Teiche eingesetzt wurden.

Vater hatte auch, was gewiss bei einem Pfarrer eine große Seltenheit, wenn nicht überhaupt einmalig ist, die große goldene Medaille für Landwirtschaft vom bayerischen Staat erhalten. Sie wurde ihm für die Urbarmachung eines großen Sumpfgeländes verliehen, durch das er Gräben gezogen, große Schleusen eingebaut und es so zum besten Wiesengelände weit und breit gemacht hatte. der bayerische Landwirtschaftsminister hatte es gelegentlich einer Durchfahrt besichtigt und Vater war höchst erstaunt und erfreut, als er eines Tages das amtliche Zertifikat mit der großen goldenen Medaille durch einen Regierungsbeamten ausgehändigt bekam. Wie oft hat er den großen Goldklumpen mit dem Bild des damaligen Prinzregenten Luitpold seinen Gästen gezeigt.

Vater war in Kirchfarrnbach so beliebt, dass als er nach etwa zwölfjähriger Amtstätigkeit von dort nach Mögeldorf, einer Vorstadt Nürnbergs ging, fast seine ganzen Gemeindemitglieder ihn zu Fuß und zu Wagen nach dem zwei Stunden entfernten Bahnhof Langenzenn begleiteten. Weinend stand die Gemeinde am Bahnhof als Vater mit seiner Familie abfuhr, er wäre wohl auch nie in die Stadt gezogen, wenn wir Kinder nicht alle auf die Schule gemusst hätten.

Nie hat eines von uns sechs Kindern die Kirchfarrnbacher Zeit vergessen. Dort verlebten wir alle unsere schönsten Jugendjahre. Kann man sich auch etwas Schöneres für Kinder denken, als das ungebundene Leben auf so einem Landpfarrhof, auf dem sie frei schalten und walten dürfen wie sie nur immer wollen, dazu das Leben in Haus, Hof und den Ställen und Scheunen, das herumstreifen in Feld und Wald. Wir selbst hatten zwei große Teiche und zwei Winterungen, durch das offene Wiesental floss der Farrnbach, aus dem wir Jungens die Krebse holten, die es da unter den Erlenwurzeln massenhaft gab. Einmal hatte ich mit dem Arm in so ein tiefes Loch unter einer Erlenwurzel gefasst, um etwas zu erwischen, da fühlte ich meinen Daumen von einer Riesenkrebsschere gepackt und fast durchgebissen. Ich riss den Arm zurück, aber der Krebs ließ nicht los und so zog ich ihn mit heraus. Es war ein kolossaler Bursche, er wog über ein Pfund. Ich schrie und rannte nach Hause, weil ich ihn nicht abreißen konnte, so fest hatte er mich gepackt. Erst als Vater ihm kurzerhand die Schere abriss, konnte er mich befreien. Ich habe die Narbe noch lange mit herumgetragen.

Das Pfarrhaus lag herrlich etwa erhöht, mitten im Dorf. Auf der Vorderseite führte eine große Freitreppe zum Eingang hinauf. Rechts und links der Treppe lag der große Garten und hinten hinaus der große Hof mit Stallungen und Scheunen. Im Garten gab es fast alle Sorten Beeren und viele Obstbäume und Spalierobst. Als Vater die Pfarre übernahm, war alles etwas verlottert und verwildert, bei seinem Wegzug war es mit allem Drum und Dran ein kleines Mustergut.

Was gab es da nicht alles. Große Bienenstände mit über 20 modernen Bienenkästen. Wir Jungens durften Vater oft kleine Handreichungen machen und waren selbst kleine Sachverständige in Bienenfragen.

Die drei großen Teiche nahe beim Dorf waren oft unser Ziel. Wir badeten darin, beobachteten die Vögel im Schilf und die Fische und Frösche, im Winter liefen die Älteren darauf Schlittschuh und wir Kleineren schlitterten nach Herzenslust. Die Teiche spielten eine große Rolle in unserem Jungensleben. Sie lagen auf einer großen sanft ansteigenden Waldlichtung. Unterhalb unserer Teiche lagen noch mehrere, die anderen Besitzern gehörten, da war es nun herrlich von unserem oben gelegenen Teich durch alle Teiche Schlittschuh zu laufen und zu schlittern. Wir brachten im Winter ganze Tage auf den Teichen zu. Ebenso waren im Sommer die ausgedehnten Wälder das Ziel all unserer Spiele und Ausflüge.

Auf der einen Seite des Dorfes erhob sich der Dillenberg mit seinen Felsgruppen und ausgedehnten Waldungen. An seinem Fuße lagen zwei kleine Teiche, in die je eine Quelle aus diesen Felsgruppen sprudelte. Da hinein kamen im Herbst die Brut und die Setzlinge aus unseren Karpfenweihern um zu wintern. Täglich ging Vater mit uns drei Buben zu diesen Winterungen das Futter bringen. Drohten sie zuzufrieren, so wurde täglich das Eis aufgehackt, stets zogen wir uns dann aus und sprangen in das eiskalte Wasser um uns nachher abzureiben bis wir krebsrot waren, husch in die Kleider und im Dauerlauf nach Hause. Wie herrlich war wird es einem nach solch einem Bad. Ich habe diese kalte Ganzabreibung Sommer und Winter bei jeder Kälte im kalten Schlafzimmer mein ganzes Leben lang beibehalten und mich stets wohl dabei gefühlt. Vater war ein Naturmensch im wahrsten Sinne des Wortes, er machte alle Feldarbeiten mit und stundelange schwerste Körperliche Arbeit waren ihm Spielerei. Unter anderem hatten wir auch zwei Obstplantagen mit allen Sorten, auch der edelsten Obstbäume, denen Vater seine ganz besondere Pflege angedeihen ließ. Fast die ganze Obsternte machte Vater mit uns Buben. Wagenweise fuhren dann die Kirschen Birnen, Äpfel, Zwetschgen etc. nach Fürth in die Konditorei zu Onkel Konrad, der sie gut für seine Obstkuchen und Torten gebrauchen konnte.

Eine leckere Angelegenzeit für uns Kinder war es auch, wenn an einem Tage Honig geschleudert wurde. Wir durften abwechselnd die Schleuder drehen und die dünnen Wachsscheiben ablutschen., die Vater von den Waben schnitt um die Zellen zu öffnen, alles klebte, am meisten unsere Schnuten. Das war bei der abfallenden Menge eine schon fast an Arbeit grenzende, süße Angelegenheit. Der Honig floss goldgelb in dickem Strahl aus der Schleuder und wurde in große und kleinere Gläser gefüllt. Die großen gingen in die Stadt, die kleineren in die Vorratskammer. Tagelang noch gaben wir uns der süßen Leckerein hin, um die angefallene Menge zu bewältigen.

Auch in den Ställen gab es allerhand zu tun. Überall waren wir Buben dabei. Vater hatte mir ein Kalb zur Pflege anvertraut, ich war stolz darauf und wachte eifersüchtig darüber, dass keiner meiner Brüder in meine Pflichten eingriff. Als es schon eine stramme Kalbe war, durfte ich mit Vater und dem Knecht damit zur Viehschau nach Markt Erlbach. Dazu wurde meine Kalbe besonders geputzt und geschmückt. Sie bekam eine bunte Schleife in den Schwanz und einen Kranz um die Hörner. Sie war ein besonders schönes und stattliches Tier. Auf der Schau habe ich einen Preis von 15 Talern und ein Diplom dafür bekommen. Mein Stolz kannte keine Grenzen. Im Triumph führte ich sie durch die Dörfer heim, überall kamen die Bauern und Frauen und Kinder aus den Häusern um meine Kalbe zu bewundern und zu begutachten. Dies war einer der stolzesten Tage meiner frühen Jugend.

Das schönste in meinen Erinnerungen waren die Weihnachtsfeste in Kirchfarrnbach. Im ersten Stock des Pfarrhauses lagen zwei riesige durchgehende Zimmer. Das eine war als Esszimmer bei großen Gelegenheiten eingerichtet, das zweite enthielt nur einen großen Tisch mit vielen Stühlen und auf vielen Regalen die ziemlich umfangreiche Bibliothek Vaters. In diesem Zimmer wurden die Versammlungen mit den Bauern und sonstigen Sitzungen abgehalten. Zu Weihnachten war es die Weihnachtsstunde in der stets die große Bescherung war. Die Zimmer waren sehr hoch. Vater stellte stets eine riesige Tanne aus dem Pfarrwald auf dem Dillenberg auf, die mit dem reichen Christbaumschmuck, der von Jahr zu Jahr aufbewahrt und stets mehr und mehr erheuert wurde, herrlich geschmückt war. Schon Abende vorher saßen wir Kinder um den Tisch und vergoldeten und versilberten unter Helenes Anleitung Nüsse, wobei wir alle die herrlichen alten Weihnachtslieder sangen und wozu sie uns alle die köstlichen Weihnachtsgeschichten von Christoph Schmidt und anderen erzählte. Zu Weihnachten bekamen wir von allen vielen Onkeln und Tanten Pakete mit den herrlichsten Geschenken. Onkel Konrad aus Fürth versorgte die ganze Familie mit Süßigkeiten, Nürnberger Lebkuchen, Schokolade, große Marzipantafeln in allen möglichen Formen und köstlichen süßen Christbaumschmuck. Herzen, Engel, Reiter und kleinen Schokoladenpäckchen, di aus sechs bis zehn in buntem Papier eingepackten Täfelchen bestanden. Mutter teilte beim Baumschmücken genau ein, damit auf alle Zweige etwa das Gleiche kam. Wir wachten beim Abplündern genau darüber, dass keiner mehr hatte als der andere, trotzdem wir so überreichlich viel hatten.

Besonders reich waren stets die Weihnachtspakete von Onkel Dethardt und Tante Kuni aus Kassel. Neben Kleidern und Wäsche kamen von dort Märchen- und Indianerbücher, meist mit Bildern und alle möglichen Spiele. Das Herrlichste für uns Buben waren die Indianerbücher, Lederstrumpf, Buffalo Bill, Maibände und andere, die wir gierig verschlangen und mit der Schar Bauernjungen, die bei allen Spielen und Streichen unsere Gefolgschaft waren, in die Tat umsetzten. Dazu waren der Dillen- und Hirschberg mit ihren dichten Waldungen und den Felsgruppen das idealste Gelände.

An einem Weihnachtsabend kam die Nachbarin vom Klenkenhof um sich unsern Weihnachtsbaum anzusehen. Mutter kam mit ihr die Treppe hoch und öffnete die Tür. Die Riesentanne stand im Schein ihrer Kerzen in der hohen Stube zwischen zwei Fenstern und überstrahlte den ganzen Raum. Es war ein herrlicher Anblick, auch bezaubernd für Stadtkinder, die ähnliches schon gesehen hatten, nun aber eine einfache Bauernfrau, der für solche Pracht einfach jede Vorstellung fehlte. Sie stand mit weit aufgerissenen Augen in der Türe, wie die leibhaftige Salzsäule. Endlich erwachte sie aus ihrer Starre, schlug die Hände zusammen und rief aus: “Potztausend einig Leut, alle Sankt Lebatag, is dös a Bam, is dös a Bam.“ (Potztausend einige Leute, alle Sankt Lebenstage, ist das ein Baum, ist das ein Baum.) Dieser Ausruf ist für uns der Ausruf des Erstaunens für alle Zeiten geblieben. Freunde und Bekannte wunderten sich oft, wenn einer von uns plötzlich mit diesem Ausruf herausplatzte. Jedes Mal musste die Erklärung dafür gegeben werden und so ist er stets neu aufgefrischt worden.

So ist das Kirchfarrnbacher Pfarrhaus für alle Zeiten die kostbarste Stätte unserer Jugenderinnerungen geblieben. Die Fülle der dortigen Erlebnisse ist so groß, dass es mit schwer fällt das Schönste herauszugreifen. Deshalb kamen auch unsere Vettern und Basen so gerne zu uns. Sie alle liebten unser Haus, auch uns und besonders Onkel Fritz und Tante Margarete, die so gütig und verständnisvoll in allen Dingen waren. Für sie war das Kirchfarrnbacher Haus die Stätte ihrer ständigen Sehnsucht, die herrlichsten Reisen nach dem Süden, die ihre Eltern unternahmen, reizten sie nicht so wie unser Haus, sie zogen es stets allen andern Ferienzielen vor. Auch ihre Eltern schätzen es, denn sie waren dadurch in den Ferien freier und wussten außerdem ihre Kinder in guter Obhut. Auch wir Kinder hatten viele Vorteile davon, ganz abgesehen von der guten Spielkameradschaft. Die Eltern zeigten ihre Dankbarkeit stets durch besonders umfangreiche Geschenke, die wiederum bei uns höchsten Beifall auslösten.

Stets waren wir in den Ferien eine kleine Schar Spielgefährten auf dem Pfarrhof und wir Kinder der eigenen Sippe dominierten das ganze Dorf, das es sich bei der großen Verehrung für Vater auch gerne gefallen ließ und uns manchen Dummejungenstreich, der sonst empfindlich gerügt worden wäre, nachsah. Wenn um elf Uhr die Mittagsglocke geläutet wurde, kamen unsere Vettern und Basen oft aus den entferntesten Bauernhöfen angelaufen, wo sie auch, besonders bei den Frauen und Mädchen gern gesehene Gäste waren. Hatten die Bauernfrauen doch ihr ewiges Einerlei, das durch die Erzählungen der Stadtkinder angenehm unterbrochen wurde. Meine Basen saßen in der Küche oder im Stall bei Bäuerinnen und Mägden, erzählten Wunderdinge aus der Stadt und ließen sich gerne nach allem ausfragen was die neugierigen Frauen wissen wollten und das war nicht wenig. Für unsere Vettern und Basen war die bäuerliche Tätigkeit nicht weniger anregend, die Jungen fuhren mit den Bauern aufs Feld, lernten die Pferde bereuen und den Mädchen war alles Wirken der Bauernfrauen und Mägde von höchsten Interesse, Die dicken Schinkenbrote und bunten Äpfel, die dabei abfielen, schmeckten noch viel besser wie im Pfarrhofe, wo sie doch auch schon nicht zu verachten waren und die Milch frisch von der Kuh getrunken war Hochgenuss.

In den großen Räumen in Haus, Stallungen und Scheunen, Hof, Garten, Wiesen, Feld und Wald trieben wir unser Wesen. Wenn wir Verstecken spielten, war es nicht immer leicht, alle aufzufinden, die Auswahl an guten Verstecken war gar zu groß.

Nur zehn Minuten entfernt lag das Oberndorf, das zum Ort gehörte und aus etwa zehn Höfen bestand. Weitere zwanzig Minuten der Ort Kreben, der auch zum Kirchspiel gehörte. In Kreben lag auf einem waldigen Hügel ein Felsenkeller mit einer Kegelbahn. Dort traf sich Vater oft mit den Bauern zu nachmittäglichem Kegelspiel, bei dem auch die Pfarr- und Lehrersfrauen der Umgebung mithielten. In dem vorgelagerten Wiesental lag ein großer Weiher mit einem großen Kahn mit Schaufelrädern. Das war etwas für uns Jungens. Wir brachten darauf den ganzen Nachmittag zu. An den Rändern des Teiches lagen große Sumpfgebiete mit Binden und hohem Schilf bewachsen, in dem unzählige Sumpfvögel, Wildenten, Störche und Reiher ihr Wesen trieben. Wir wateten darin herum und beschlichen und beobachteten ihr Treiben und besehen mit Wonne die Jungen in den zwischen hohen Schilfstengeln kunstvoll gebauten Nestern. Nie wäre es uns eingefallen, ein Vogelnest auszunehmen oder auch nur zu beunruhigen und wehe dem Bauernjungen, den wir dabei erwischten, Überhaupt war Tierquälerei das Verbrechen, auf dem unter unserer Spielschar die schwerste Tracht Prügel stand. Wir hielten darin eiserne Disziplin.

   
         
         
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