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Ivoiry
den 4. Mai 1915
Sehr geehrter Herr
Pfarrer Dietzfelbinger!
Die mir zugedachten
Zeilen kamen glücklich in meinen Besitz, nun haben wir
allerdings von den Kämpfen zwischen Maas und Mosel den
ungeheuren Kanonendonner gehört, doch ist es von uns
auch ja noch ziemlich entfernt und war wenig von dem Gefecht
bemerkbar. Daß die Opfer keine geringen waren, ist leicht
merkbar und tut mir ja ziemlich sehr leid, daß auch
Sie, geehrter Herr Pfarrer, nicht von einem doppelten Verlust
unversehrt blieben. Es ist bedauerlich, daß der Tod
nicht Einhalt kennt, aber auch daran (ist) nichts zu ändern.
Nach Gottes Ratschluß wird auch alles wieder Trost finden,
und alle Wunden, gehen diese auch noch so tief, werden ihrer
Heilung entgegengehen. Es müssen Mut und Tapferkeit zusammen(kommen),
um des Feindes Trotz gewachsen zu sein, der auch hart an seinen
Gräben hält und nicht so leicht davon gedrängt
werden kann.
Ist es doch sein
Hab und Gut, um das es geht, und doch können wir an der
Front und auch die Lieben zu Hause froh sein, daß Gott
es nicht zuließ, auf deutschem Boden seinen Tummelplatz
zu haben, und sohin doch deutsche Arbeit nicht mit einem Schlag
vernichtet wurde. Würden wir nicht alles, was zu Hause
ist, in guten Händen uns dünken, so würde manche
Aufregung geben, aber so gehen wir getrosten Mutes, wenn einst
das ganze halt Frieden bringt, nach Hause zurück, um
tausend Dank allen in (die) Heimat zu bringen.
Hochachtungsvoll
grüßt Sie Ihr ergebenster
Gg. Horneber. |
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