2. Juni 1915 Feldpostbrief von Konrad Pfändtner
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Mittwoch, den 2. Juni 1915

Werter Herr und Familie Pfarrer.
Werter Herr Pfarrer Paket hab ich Montag, den 31. Mai mit großem Dank und großer Freude erhalten.
Werter Herr und Familie Pfarrer jetzt ist es wieder ein wenig besser aber Pfingstfeiertage hatten wir sehr schlechte gehabt, wenn uns der liebe Gott … glücklich heimgehen läßt, können wir an diese Pfingsten denken. Wir hatten so viel Artilleriefeuer gehabt, daß wir nicht wußten wo wir uns im Schützengraben hinflüchten sollen. Werte Familie so bin ich und Kamerad Eberlein soweit auch gesund und munter was wir auch von ihnen hoffen.
Werter Herr und Familie Pfarrer es müssen alle Tage Kameraden ihr Leben lassen. Wir sind diesmal fünfzehn Tag in Stellung, am vergangenen Samstagabend sind wir drei Tage zurückgekommen in einer Ortschaft. Sonntags in der Früh hatten wir auch Gottesdienst gehabt. Gestern abends Dienstag sind wir wieder in erste Stellung gekommen. Werter Herr und Familie jetzt sollten der liebe Gott uns bald einen glücklichen Frieden schenken daß wir wieder in unsere liebe Heimat glücklich zurück gehen könnten. Man hätte es zu Hause nicht geglaubt, wie es im Feindesland draußen zugeht, und wie mancher Mensch verstümmelt wird. Am Pfingstsonntag hat eine Granate in einem Unterstand eingeschlagen, da waren neun Mann sofort tot. Einen Kameraden hatte es auf lauter Stücke zerrissen, es ist traurig und grausam. Wir können nicht anders machen als auf unsern lieben Gott verlassen, der wird uns schon bei seiner Rechten führen.
Werter Herr und Familie Pfarrer jetzt hatten wir sehr schönes Wetter das doch die Hauptsache ist.
Viele herzliche Grüße sendet auch meiner lieben Familie Pfarrer auf ein recht baldiges und gesundes Wiedersehen Konrad Pfändtner
Fritz Eberlein.
Auch wünschen wir der ganzen Gemeinde ein recht gesundes und baldiges Wiedersehen.

   
         
 
     
 
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