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Ingolstadt, 13. VI. 1915
Hochzuverehrender
Herr Pfarrer.
Leider
war bei meinem Urlaub die Zeit so kurz, daß ich keine
Zeit gefunden habe Sie geehrter Herr Pfarrer aufzusuchen,
bin abends 10 Uhr nach Hause gekommen und nächsten Tag
um 11 Uhr ging es wieder fort. Es ist unsre schlechte Bahnverbindung
schuld, in Siegelsdorf hatte ich 4 Std Aufenthalt, um 9 Uhr
ist man in Ingolstadt. So geht es mir gut und bin gesund trotz
des so schweren Dienstes, den wir Pioniere haben. Die Rekrutenzeit
ist nun überstanden, wir sind ausgebildet und sind nun
beim Battl. an der Reihe den Nachschub zu liefern.
Bereits
gestern sind 78 Mann von meiner Komp. Fortgekommen. 52 sind
weiter marschbereit. Bei ersteren war ich auch eingeteilt,
bin jedoch wieder weggekommen, da ich wahrscheinlich den Sanitätskurs
mitmachen muß. So froh und begeistert von den lieben
Kameraden jeder war fortzukommen, so traurig war der Abschied.
Sehr viele Frauen und Kinder begleiteten den lieben Gatten
und Vater zur Bahn, ein Abschied vielleicht auf immer, und
als unser Herr Obrist auf seiner Ansprache kommandierte: „Zum
Gebet.“ und die Musik spielte, da war kein Auge trocken
von sämtlichen Mannschaften, mir war es zumute als müßte
ich unter die Reihen der fortziehenden springen um auch mit
hinauszugehen, da meinen lieben Korporalschaftsbrüder
alle dabei waren.
Möge
sie Gott gesund erhalten, und alle die Heimat wiedersehen
lassen, er ist unser einziger Trost und Schutz auf den wir
uns verlassen. In einigen Wochen vielleicht schon Tagen werde
auch ich bei den aus der Heimat scheidenden sein, ich ziehe
hinaus ins Feindesland in der festen Zuversicht im Frieden
die Heimat wiederzusehen, so Gott will.
Sein Wille
geschehe.
Es grüßt
Sie nebst Ihrer werten Familie
Friedrich Piereth
Auf Wiedersehen!
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