Aus der Schulgeschichte des Pfarrsprengels
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Unterricht in der ein- oder zweiklassigen Schule
 
Einklassige Schule (Kfb.1934)
Alle Jahrgänge in einer Klasse
 
Zweiklassige Schule (Kfb.1965)
Die Jahrgänge 1 - 4 und 5 - 8 jeweils in einer Klasse
 
   
  Bei acht Jahrgangsstufen in einer einklassigen Schule stand dem Lehrer für den direkten Unterricht eines Jahrgangs nur ein Achtel der Unterrichtszeit zur Verfügung. Da die Ziele der Volksschule in der Stadt und auf dem Land aber die gleichen waren, stellte die Landschule die höchsten Anforderungen an die Lehrkräfte. Spezielle Methoden waren im Laufe der Zeit entwickelt worden.
Notwendig in der Landschule war
 

- die Bildung von Abteilungen. Für Sachfächer wie Erdkunde, Geschichte, Naturkunde und Sozialkunde aber auch für Religion, Deutsch, Singen, Zeichnen und Sport wurde der fünfte bis achte Jahrgang zusammengefasst, für das Rechnen in der Oberstufe wurden zwei Abteilungen (5./6. Jg. und 7./8. Jg.) gebildet. Zusammengelegt wurden auch die Jahrgänge der Unterstufe für Heimatkunde u.a.

  - eine umfangreiche Planung. Durch die Abteilungsbildung musste der Bildungsstoff umstrukturiert und bis auf vier Jahre verteilt werden. Im Ortslehrplan wurden so genannte Jahresreihen festgelegt. Neben dem Erstellen des Lehrplanes, der
   
 
   
  für das ganze Schuljahr galt, waren noch Wochenarbeitspläne und Tagesorganisationspläne anzufertigen. Schulräte wollten bei Schulbesuchen auch noch die ausgearbeiteten Stundenbilder sehen.
 

- produktive Stillarbeit. Bevor der Lehrer sich einer anderen Abteilung zuwandte, musste er den Schülern eine sinnvolle "stille" Arbeit geben. Diese erschöpfte sich nicht nur in bloßer Nacharbeit, sondern war oft selbstständige Vor- und Weiterarbeit. Dafür waren auch geeignete Arbeitsmittel mit Kontrollmöglichkeiten erforderlich.

  - ein ausgebautes Helfersystem. Talentierte Große halfen den Kleinen, indem sie ihnen beispielsweise auf der Schiefertafel etwas vorschrieben, an der Tuchtafel mit ihnen rechneten, Wörter zusammen setzten oder vor der Türe laut lasen. Es geschah unauffällig und zuverlässig während der Lehrer im Direktunterricht die Großen unterrichtete.
  - das Vorhandensein eingeschulter Arbeitsformen.
   
 

Sicher half auch Ludwig Gruber seinem kleinen Nachbarn, wenn der nicht mehr weiter wusste. Sonst kamen auf einen Wink des Lehrers hin Helferinnen aus dem siebten Jahrgang nach vorne zu den Erstklässern.

Trotz Stillarbeit bekamen die "Kleinen" etwas vom Unterricht für die "Großen" mit. Nicht selten bereicherte dann so mancher begabte Grundschüler das Unterrichtsgeschehen mit produktiven Beiträgen. Aber auch schwach Begabte hatten Vorteile. Sie blieben gewöhnlich nicht sitzen. Ihren Schwächen gemäß wurden sie in den einzelnen Fächern bei niedrigeren Jahrgangsstufen gefördert. So war es möglich, dass ein Siebtklässer bei den Viertklässern mitrechnete. Es herrschte eine familiäre Atmosphäre in der Schule.

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