Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges im Gebiete des Schulverbandes Wilhermsdorf Band II: Gemeinde Dippoldsberg mit Ortsteil Meiersberg
Dokumentation von Theod. Gg. Richert 1975
Teil 4
 
 

Diese Ereignisse hatten zur Folge, dass sich die Bevölkerung in die dafür vorbereiteten Schutzräume begab.

Das waren überwiegend die hauseigenen Keller (26). Oder man begab sich in den Keller in der Nähe des Anwesens (Dok. Nr. 80), aber auch in den des Nachbarn, so berichten die Dokumente Nr. 70 und 74 (27). Allerdings mussten als Folge der Beschießung einige Meiersberger ihren Schutzkeller verlassen, um beim Nachbarn besseren Schutz zu finden. Dies können wir im Dok. Nr. 71 nachlesen (28): „ja, zuerst bei uns selbst. Da aber eine Granate direkt über unserem Unterschlupf einschlug, zogen wir aus und begaben uns in den Keller der Familie Bratenstein."

Deutlich wird der Jammer, den eine solche Beschießung mit sich brachte und die Not dieser Tage, wenn man im Dok. Nr. 73 lesen kann (29): „ja, im Hauskeller. Von früh 8 Uhr (16. 4. 1945) bis 15 Uhr waren wir im eigenen Keller. Um 15 Uhr trafen Panzergeschosse dreimal unser Haus, deshalb verließen wir unseren Keller und begaben uns in den Keller der Familie Pillhofer. Dort blieben wir bis zum nächsten Morgen. Der Vater war im Krieg."

In den Kellern befanden sich nicht nur Einheimische, auch Flüchtlinge aus dem Saarland sowie die Fremdarbeiter suchten und fanden dort Schutz vor den Granaten der US-Panzer (30), die von der Höhe des heutigen Schulsportplatzes der jetzigen Verbandsschule Wilhermsdorf aus Meiersberg beschossen. Allerdings, das sei schon jetzt gesagt, war das Ziel der amerikanischen Geschosse im wesentlichen die Abteilung der deutschen Truppen im Kuhrswäldchen bei Wilhermsdorf und im dortigen Zenngrund. Der weitere Schwerpunkt dieser Beschießung war dann die Höhe hinter dem Kuhrswäldchen, also das Gelände zwischen dem Kuhrswäldchen und dem Ortsteil Meiersberg. Diese Beschießung sollte ein Absetzen der deutschen Truppen aus dem Kuhrswäldchen unmöglich machen, was ja - wie wir bereits wissen - dem Feinde im großen Maße gelang. So ist es zu erklären, dass in Meiersberg von den feindlichen Geschossen nicht allzu großen Schaden entstand.

Bangigkeit machte sich in den Schutzräumen breit, wusste man doch nicht um die Dinge, die draußen vor sich gingen. Inzwischen hatten fast alle deutschen Soldaten Meiersberg verlassen. Es war 16 Uhr geworden. Die Kampfgruppe "Frank" versuchte sich, nachdem sie den Feind in Wilhermsdorf ca. 7 Stunden am Vormarsch gehindert hatte, Richtung Meiersberg abzusetzen. Diese Absetzbewegung war für viele dieser jungen, tapferen Soldaten der sichere Tod, jedoch einige kamen durch, verließen aber rasch Meiersberg. So hielten sich um diese Zeit in der Ortschaft nur zwei verwundete deutsche Soldaten auf. Letztere wurden von der Bevölkerung heimlich versorgt. Gibt doch Dok. Nr. 78 davon Kunde (31): "Wir haben in diesen Tagen noch zwei verwundete deutsche Soldaten versorgt, die sich dann versteckt haben."

Nach Erlahmen des deutschen Widerstandes setzte sich der Stoßkeil der US-Truppen von Wilhermsdorf über den Denzelberg Richtung Meiersberg in Bewegung. Nun wurde Meiersberg kampflos gegen 16 Uhr am Montag, den 16. April 1945 besetzt. Die schweren Panzereinheiten kamen über die Hub und über den Denzelberg nach Meiersberg. (32)

Der Gegner, ermüdet vom Kampf um Wilhermsdorf, stoppte in Meiersberg seinen Vormarsch und rüstete sich zum Nachtquartier.

Seine Verluste waren hoch, lesen wir doch in Dok. Nr. 68 (33): "Am 16. April 1945 von 11 Uhr vormittags bis 16 Uhr nachmittags (34) beschossen die Amerikaner mit schwerer Artillerie die Ortschaft Meiersberg, bis sich die deutschen Truppen aus der Ortschaft zurückzogen (35). Beschossen wurde fast jedes Anwesen. Da die Amis unsere Ortschaft als Übernachtungsziel gewählt hatten, wurde sie nur mit Sprenggranaten beschossen. Ein deutschsprachiger amerikanischer Offizier erklärte, wenn das Dorf nicht das Übernachtungsziel gewesen wäre, wäre es in Schutt und Asche gelegt worden. Er sagte weiter, sie hätten seit den Kämpfen am Rhein hier ihre größten Menschenopfer erlitten.“

In der Tat, der Blutzoll auf beiden Seiten war beträchtlich. So gab es bei den deutschen Verwundeten, die sich aus dem "Kuhrswäldchen" zurückgezogen hatten, kaum Überlebende. Sie wurden alle vor Erreichen der Ortschaft zu Tode geschossen. Tote auf unserer Seite: Hier konnten ca. 30 Mann (36) beklagt werden. Auf amerikanischer Seite waren es ca. 27 (37). Die deutschen Gefallenen wurden in Wilhermsdorf begraben, die Amerikaner wurden hingegen abtransportiert."

Wir sind den Ereignissen vorausgeeilt. Also gegen 16 Uhr verließen die meisten Meiersberger ihre Schutzräume und wurden unter verschiedenen Umständen der ersten Amerikaner ansichtig. Darüber liegen unterschiedliche Aussagen vor.

Ihre Häuser fanden sie zum großen Teil, trotz des Beschusses durch feindliche Artillerie, fast unbeschädigt vor. Lediglich Dok. Nr. 71, 67, 70, 73, 74 und 79 berichten: (38) „... alles war durchwühlt; teilweise ausgeplündert und vieles beschädigt." Oder (39) „... es war zu 50% zusammengeschossen." Noch eine andere Stimme zu diesem Fragenkreis (40): „... bis auf eine zerbrochene Fensterscheibe."

Die Beschädigung des Hauses Meiersberg Nr. 8 beruhte nicht auf den Kampfhandlungen dieses Tages, sondern trat erst 4 Tage später ein (41). "Als Folge eines Beschusses von deutschen Fliegern - 4 Tage nach der Besetzung unseres Ortes durch die Amerikaner - brannte unsere Scheune mit dem Schuppen ab."

Dass Meiersberg so glimpflich, trotz des Widerstandes unserer Truppen, diesen Tag überlebte und auch unter den Viehbeständen nur geringe Schäden auftraten, berichtet doch nur ein Dokument darüber (42) "Unsere Ortschaft wurde beschossen, wobei Vieh und ein Pferd und auch Schweine getötet wurden", dürfte doch darin seine Ursache haben, dass tatsächlich die US-Truppen diese Ortschaft als Nachtquartier für die Nacht vom 16. auf den 17. April 1945 vorgesehen hatten. Diese Aussage des Dokumentes Nr. 68 bestätigt nochmals das Dokument Nr. 78, wenn es erzählt (43): "Von unseren Polen erfuhren wir, wenn Meiersberg nicht als Übernachtungsort vorgesehen gewesen wäre, wäre es in Schutt und Asche gelegt worden, weil der Widerstand unserer Truppen so hart war."

Als die Meiersberger gegen 16 und 17 Uhr ihre Schutzräume verließen, hissten sie auf Geheiß der Amerikaner die weiße Flagge (44) und kamen das erste Mal mit den GI's in Berührung.

Dies war nicht immer so tierisch ernst, berichtet doch Dok. Nr. 72 (45): "Als die Panzer in die Ortschaft einfuhren, riefen die Panzersoldaten nach einem Glas Marmelade." Anders die Aussage des Dok. Nr. 74 (46): "Ich wollte gegen Abend (16. 4.1945) das Vieh tränken, deshalb holte ich aus dem Brunnen der Familie Rupp Wasser. In diesem Augenblick kamen die US-Panzer aus östlicher Richtung angerollt." Nicht wenig erstaunt dürfte der Berichter des Dok. Nr. 78 gewesen sein, als er der ersten Amerikaner ansichtig wurde, denn in so großer Zahl hatte er sie sicherlich nicht erwartet (47). "In unserem Hof wurden ca. 80 bis 100 Soldaten von den Panzern abgeladen und aufgestellt, dann jedoch wieder abtransportiert." Sichtlich erleichtert nahm der Berichter davon Notiz, denn er fährt in seinen Ausführungen fort (47): "Wir haben in diesen Tagen noch zwei verwundete deutsche Soldaten versorgt, die sich dann versteckt haben." Jedoch die US-Soldaten benahmen sich ruhig und friedlich, fährt doch Dok. Nr. 78 in seinem Bericht fort (47): "Das gute Benehmen der Amerikaner hatten wir unseren Polen zu verdanken." Allerdings konnten die Polen oder auch die Fremdarbeiter nicht verhindern, dass sich die US-Truppen in den Höfen der Meiersberger für eine Nacht einquartierten. Darüber kann man im Dok. Nr. 78 lesen (47): "Der Vorgesetzte der Amerikaner hat gesagt, wir dürften in unserem Zimmer schlafen, dann kam ein noch höherer Offizier, dieser meinte, das könne er nicht zulassen. So schliefen wir dann in der Nacht vom 16. auf den 17. April 1945 bei einer Nürnberger Familie, die bei Familie Kallert wohnte." Von den Einquartierungen waren betroffen die Berichter der Dokumente Nr. 66, 67, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 77, 78 und 79.

 
 
zurück zum Verzeichnis "Heimatgeschichtliches Lesebuch"