Adam Christian Ludwig Dietzfelbinger
30. Mai 1904 - 2. Februar 1910
Aufzeichnungen von Magdalena Dietzfelbinger, geb. Nicol über das kurze Leben ihres Sohnes
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Das Fieber war sehr hoch geworden. Plötzlich, wir sahen das Ende kommen. Da standen wir am Sterbebett unseres Kindes. Noch stundelang musste es ringen und kämpfen, bis Gott kurz vor Mitternacht seine Seele zu sich nahm.

Es war erlöst von seinem schweren Leiden, uns aber drang ein Schwert durch die Seele; das Schwerste, was Eltern erleben können, war uns widerfahren. Andern Tags kam die traurige Heimreise. Aber als ich von der Eisenbahn aus den Himmel ganz in rote Glut getaucht sah, war mir’s wie ein Gruß von meinem Kinde. Wie oft hatte es sich darüber gefreut, dass die Engel die Himmelstür aufgemacht hatten. Wie krampften sich unsere Herzen zusammen in bitterem Weh, als unser Kind endlich nach Hause kam – tot.

Es hatte nicht einmal daheim sterben dürfen. Sein Gräblein aber ist ganz nahe bei unserm Hause. Es ist so vieles, was mich schmerzt und quält in der Erinnerung an diese schwersten Zeiten, wie vieles habe ich versäumt an meinem Kinde, wie viel mehr hätte ich es noch lieben und behüten sollen! Nun ist’s zu spät, und nur die Hoffnung auf ein endliches Wiedersehen, das nie mehr aufhören wird, lässt mich die Sehnsucht ertragen. „Ach gält es wünschen, wollt ich dich, du Sternlein meiner Seelen, vor allem Weltgut ewiglich mir wünschen und erwählen!“ Gott sei Dank für alles, was er uns in unserm Kind geschenkt hat; er lasse uns einst auch dahin kommen, wohin es uns vorausgegangen ist! Damit schließe ich diese Blätter.

 
     
 
 
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