Himmelfahrt am Glockenstrang!
von Dethardt Lauter
   
         
   

Vom Pfarrgarten ging ein Pförtchen durch die Mauer in den Kirchhof. Jeden Morgen um elf Uhr musste geläutet werden, damit die Bauern auf den Feldern wussten, dass Mittagszeit war. Dies Läuten besorgten stets wir Buben. Es wurde mit der großen Glocke geläutet. Die drei Glockenstränge hingen im hohen Chor hinter dem Altar. Wenn die große Glocke schwang, musste man das dicke Seil durch die Hände gleiten lassen, um nicht mit empor gerissen zu werden. Nun hatte sich aber bei uns der Sport herausgebildet, sich am Strang festzuhalten, mit empor zu fliegen und wer am höchsten kam, wurde am meisten bewundert. Vater hatte es zwar strengstens untersagt, aber wir passten schon auf, dass wir nicht erwischt wurden. Wir waren uns der Gefahr gar nicht bewusst, die darin lag. Am höchsten kam natürlich stets Konrad als der Älteste.

Einmal hat es ihn dann auch erwischt. Als da das Seil hochschnellte, warf es eine Schlinge, legte sich um Konrads Hals und riss ihn hoch bis an die Decke des Chors. Glücklicherweise öffnete sich die Schlinge im Niedergleiten und Konrad fiel heraus. Wir hatten einen heillosen Schrecken bekommen, umso mehr als Konrads Haut am Hals in Fetzen herunter hing und er sehr blutete. Wir rannten sofort nach Hause wo Vater feststellte, dass nur die Haut verletzt war. Es hätte böse ausgehen und eine wirkliche Himmelfahrt werden können.

   
         
         
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